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Zu Besuch bei Goethe und Schiller

Studienfahrt der Leistungskurse Deutsch der Stufe 12 nach Weimar

Am Montag, den 23.01.2023, fanden sich 22 Oberstufenschüler*innen kurz vor 8 Uhr morgens am Are-Gymnasium ein. Jedoch nicht um den Unterricht zu besuchen, sondern um gemeinsam mit ihren Deutsch-Leistungskurslehrerinnen Astrid Micheletti und Susanne Schmitz-Portugall eine dreitägige Reise nach Weimar in Thüringen anzutreten. 

Nach mehreren Stunden Busfahrt kam die Gruppe mittags im Hostel an. Dort hatten die Schüler*innen Zeit ihre Zimmer zu beziehen, bevor es gemeinsam in die Stadt ging. Erstes Ziel war das berühmte Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater. Die zwei Dichterfürsten tragen Kappen aus Schnee und dienen daher als perfekte Kulisse für ein erstes Gruppenfoto. In Kleingruppen aufgeteilt, erkundeten die Jugendlichen zunächst das winterliche Weimar auf eigene Faust. Anschließend wurde ihnen in einer Stadtführung die Geschichte der Kulturstadt nähergebracht, indem Sehenswürdigkeiten wie das Rathaus am Marktplatz, die Stadtkirche Sankt Peter und Paul, der Platz der Demokratie mit der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und der Park an der Ilm besichtigt wurden. Etwas durchgefroren, aber verzaubert von der Schönheit der Altstadt, trennten sich die Schüler*innen wieder, um sich ein Restaurant zum Abendessen zu suchen. Der letzte Programmpunkt des Tages war die Vorstellung „Goethe und die Frauen“ im Theater im Gewölbe, das sich im ältesten Renaissance-Haus Weimars befindet und ein stimmungsvolles Ambiente bietet. Ganz nah dran erfährt die Gruppe mehr über das Wirken der wichtigen Frauen in Goethes Leben. Feministisch, humorvoll und beeindruckend wird das Stück dargeboten von zwei Schauspielerinnen, die in mehrere Rollen schlüpfen, wie beispielsweise Frau von Stein, Herzogin Anna Amalia oder Goethes Ehefrau Christiane Vulpius.

Am nächsten Tag ging es weiter mit einer Führung durch Friedrich Schillers Wohnhaus sowie einer Besichtigung Goethes Wohnhauses am Frauenplan mit Audioguides. Es folgte eine geführte Tour durchs angrenzende Goethe Nationalmuseum. Nach so viel Wissens-Input könnte man meinen, die Jugendlichen hätten genug von historischen Kulturstätten gehabt. Doch niemand mochte sich den Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek entgehen lassen und so schlurfte die Gruppe wenig später in grauen Pantoffeln staunend zwischen Gemälden, Büsten und Büchern umher. 

Am Mittwoch hieß es dann Kofferpacken, doch bevor es zurück ins Ahrtal ging, stand noch etwas Wichtiges an: ein Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Nach einem Informationsfilm über die dunkle Geschichte des Ortes, wurde die Gruppe von einem Guide über das eingeschneite Gelände geführt. Immer wieder blieb man stehen, es wurden Fotos gezeigt, Aussagen getroffen wie „Hier, wo wir gerade stehen, sind die Inhaftierten angekommen“. Es wurden keine Vorträge gehalten, stattdessen wurden die Jugendlichen interaktiv in die Schilderungen mit eingebunden und zum Nachdenken angeregt. Trotz winterlichen Nebels und der Tatsache, dass viele der Gebäude, wie zum Beispiel die Baracken der Eingesperrten, nicht mehr stehen, reichen die Erklärungen des Guides und die Vorstellungskraft der Schüler*innen aus, um sich das Grauen, das sich wenige Kilometer von Weimar entfernt abspielte, vorzustellen. Besonders der Gang durch das Krematorium nahm mit. Die Führung endete an einem Denkmal für alle Häftlinge des KZ Buchenwald, eine in den Boden eingelassene Metallplatte mit den Namen von mehr als 50 Nationen und Opfergruppen. Alle wurden aufgefordert die Schrift einmal zu berühren. Sie ist warm und die Schüler*innen erkannten schnell, dass sie auf 37 Grad geheizt sein muss – menschliche Körpertemperatur. 

An keinem anderen Ort haben die Jugendlichen je auf so engem Raum beide Seiten der deutschen Geschichte hautnah miterlebt: auf der einen Seite die Klassik, Kulturreichtum, Goethe und Schiller, Dichter und Denker, Kunst, Literatur, Theater. Zehn Kilometer weiter verbildlicht die Gedenkstätte Buchenwald die Grausamkeit, die Gewalt, Verfolgung, und Ausgrenzung des Nationalsozialismus. Es wird deutlich, dass die Einwohner Weimars wussten, was unweit ihres Städtchens vor sich ging und dass sie aktiv wegschauten. Nie wieder von Hass und Leid wegschauen, das ist die Botschaft, die klar und deutlich bei jedem einzelnen ankam. 

Die Lehrkräfte wissen, dass diese Eindrücke sehr belastend sein können und um die Schüler*innen nicht mit lauter negativen Gedanken alleine zu lassen, macht die Gruppe noch einen Halt in der Landeshauptstadt Erfurt. Nachdem man sich den berühmten Erfurter Dom und die Krämerbrücke angesehen hat, hatten die Jugendlichen noch Gelegenheit Mittagessen zu gehen, bevor sie nach drei ereignisreichen Tagen die Heimfahrt antraten.