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Das andere Leben

Am Donnerstag, den 22. September, fand am Are-Gymnasium ein Live-Hörspiel der besonderen Art statt. Der Adolf-Grimme-Preisträger und aus über 150 Filmrollen bekannte Schauspieler Thomas Darchinger gab einer Holocaust-Geschichte eine Stimme, indem der den Schüler*innen der Jahrgangsstufen 10 und 11 des Are-Gymnasiums die Autobiographie „Das Andere Leben“ des KZ-Überlebenden Solly Ganors vorlas.

Aufgrund der intensiven Emotionalität des Erzählten, der künstlerisch hochwertigen Umsetzung und der Verbindung mit der auf das Geschehen exakt abgestimmten Musik von Henning Lohner gelang Darchinger eine Aufführung, die den Anwesenden ins Mark ging und bleibende Eindrücke hinterlassen hat. Solly Ganors „Das andere Leben“ ist die Geschichte eines jüdischen Jugendlichen im Deutschland des Dritten Reiches. Er ist 13 Jahre alt, als die deutschen Truppen im Sommer 1941 in seine Heimatstadt Kaunas (Litauen) einfallen. Er wird mit seiner Familie ins Ghetto und später in die Lager Stutthof und Dachau deportiert und muss zusehen, wie Freunde und Verwandte zur Vernichtung selektiert oder auf der Stelle ermordet werden.  Vor den anrückenden Alliierten wird er schließlich auf einem der berüchtigten Todesmärsche in Richtung Alpen getrieben und unterwegs von amerikanischen Soldaten befreit.

Gekonnt verband Darchinger die Lesung mit einer Einführung und abschließenden Aufarbeitung. Er sensibilisierte die Jugendlichen, betonte die Wertschätzung, die unserer freiheitlichen Demokratie gezollt werden sollte und appellierte an die Anwesenden: „Das System der Demokratie wird auch heute angegriffen. Demokratische Werte wie die Freiheit, müssen verteidigt werden. In Zeiten, wo man sich nach einem Menschen sehnt, der die Probleme wegnimmt, tauchen auch in der Politik Menschen auf, die verlockend einfache Antworten auf komplizierte Themen anbieten. Falls solch ein Mensch gewählt wird, kann die Demokratie in eine Diktatur verwandelt  und neu eingeführte Verbote mit größter Gewalt umgesetzt werden, um die Menschen einzuschüchtern und gefügig zu machen. Schicksale wie das von Sally Ganor können jeden treffen. Die Geschichte von Sally Ganor könnte auch die eure sein!“