Studienfahrt nach Berlin
Berlin – Eine Woche voller Geschichte, Politik und unvergesslicher Eindrücke liegt hinter den Schülerinnen und Schülern der Leistungskurse Sozialkunde und Geschichte. Ihre Studienfahrt in die deutsche Hauptstadt bot eine intensive Auseinandersetzung mit den politischen und historischen Ereignissen, die Deutschland und Europa geprägt haben und prägen.
Ein gemeinsamer Programmpunkt für alle war der Besuch des ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnisses in Hohenschönhausen. In dieser Gedenkstätte, die sich auf dem Gelände eines einst geheimen Gefängnisses der DDR-Staatssicherheit befindet, erfuhren die Schülerinnen und Schüler hautnah, welche Methoden die Stasi zur Überwachung und Einschüchterung politischer Gegner einsetzte. Besonders eindrucksvoll war die Führung durch ehemalige Insassen, die von ihren eigenen Erlebnissen berichteten. Diese persönlichen Schilderungen machten die dunkle Seite der DDR-Geschichte greifbar und lösten Betroffenheit aus.
Die Historiker-Gruppe tauchte noch tiefer in die Geschichte ein. In der Topographie des Terrors, einer Ausstellung auf dem Gelände der ehemaligen Gestapo- und SS-Zentrale, setzten sie sich mit der Verfolgungs- und Terrorpolitik des NS-Regimes auseinander. Zahlreiche Dokumente und Fotografien zeigten eindringlich, wie das nationalsozialistische Unrechtsregime seine Macht sicherte und Andersdenkende verfolgte.


Einen anderen Aspekt des DDR-Alltags beleuchtete die Ausstellung Alltag in der DDR in der Kulturbrauerei. Hier wurde deutlich, dass das Leben in der DDR weit mehr war als staatliche Überwachung und politische Unterdrückung – es war auch geprägt von kreativen Nischen, Anpassung und privaten Freiräumen. Viele Originalobjekte und Zeitzeugenberichte ließen das Leben in der sozialistischen Diktatur lebendig werden.
Ein weiteres bedeutendes Kapitel deutscher Geschichte wurde in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand thematisiert. Hier erinnerten sich die Schülerinnen und Schüler an mutige Menschen, die sich gegen das NS-Regime auflehnten, darunter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und die Mitglieder der Weißen Rose. Die Ausstellung zeigte eindrucksvoll, dass Widerstand in unterschiedlichsten Formen existierte – von kleinen Akten des Ungehorsams bis hin zu organisierten Verschwörungen.
Während sich die Historiker mit der Vergangenheit beschäftigten, widmete sich unter anderem der Sozialkunde-Leistungskurs den politischen Institutionen der Gegenwart. Im Bundeskanzleramt erhielten sie einen Einblick in den Alltag der Bundesregierung. Wie werden politische Entscheidungen vorbereitet? Welche Rolle spielt das Kanzleramt in der Koordinierung der Ministerien? Diese und viele weitere Fragen konnten sie direkt mit Mitarbeitenden des Hauses diskutieren.
Im Europahaus rückte die europäische Ebene in den Fokus. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, welche Rolle Deutschland in der EU spielt und wie europäische Gesetze und Beschlüsse das Leben der Bürgerinnen und Bürger beeinflussen. Ein interaktiver Workshop verdeutlichte, wie komplex politische Entscheidungsprozesse in der Europäischen Union sind.
Ein weiterer Programmpunkt war das Planspiel im Bundesrat, bei dem die Gruppe selbst in die Rollen von Landesvertretern schlüpfte. In simulierten Debatten und Abstimmungen konnten die Jugendlichen erleben, wie Gesetzesvorlagen zwischen Bundestag und Bundesrat abgestimmt werden und warum politische Kompromisse so essenziell sind.
Ein besonderes Highlight war der Besuch des Deutschen Bundestags. Von der Zuschauertribüne aus erlebten die Schülerinnen und Schüler eine lebhafte Plenardebatte, in der die Wortgefechte der Abgeordneten deutlich machten, wie angespannt das politische Klima derzeit ist. Besonders spürbar war, dass der bevorstehende Wahlkampf die Diskussionen prägte – scharfe Argumente, und pointierte Angriffe bestimmten das Geschehen im Plenarsaal.
Nach der hitzigen Debatte hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, die berühmte gläserne Kuppel des Reichstagsgebäudes zu besuchen. Von dort bot sich ein beeindruckender Blick über die Stadt.
Die Studienfahrt nach Berlin machte Geschichte und Politik hautnah erlebbar. Besonders die Begegnungen mit Zeitzeugen und die Einblicke in den politischen Alltag hinterließen bleibende Eindrücke. „Man bekommt ein völlig neues Verständnis für die Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf heute“, fasste ein Schüler zusammen. Mit vielen neuen Erkenntnissen kehrte die Gruppe begeistert zurück.