Unsere Reise begann am Mittwoch, dem 09.04.2025, um 8:30 Uhr – 26 Oberstufenschüler*innen des Are-Gymnasiums standen bereit zur Abfahrt. Reise, fragt ihr euch? Ja, richtig! Anders als an einem gewöhnlichen Schultag trafen wir uns an diesem Morgen nicht, um gemeinsam den Unterricht zu besuchen. Stattdessen machten wir, die Deutsch-Leistungskurse, uns mit unseren Lehrerinnen Susanne Schmitz-Portugall und Astrid Micheletti auf den Weg nach Weimar – auf den Spuren von Goethe und Schiller.
Spätestens mit unserer Ankunft am A&Q-Hostel in Weimar gegen 13:30 Uhr begann unsere Reise offiziell. Im Anschluss hatten wir zunächst Zeit, unsere Zimmer zu beziehen, bevor es um 16:30 Uhr mit dem Programm weiterging. Dieses stellte gleich zu Beginn eine Besonderheit dar: Anders als in den Vorjahren erfolgte die Stadtführung diesmal digital und interaktiv per Handy-App. Hierzu organisierten wir uns eigenständig in Kleingruppen und konnten anschließend die Stadt auf eigene Faust erkunden. Die App bot neben der Führung auch interessantes Hintergrundwissen zur Stadtgeschichte und ihren berühmten Persönlichkeiten.
Nach einer anschließenden zweistündigen Pause bot der Abend noch einen weiteren Programmpunkt. Um ca. 20 Uhr besuchten wir eine Theateraufführung im Theater im Gewölbe, dem ältesten Renaissance-Haus Weimars, mit dem Titel „GOETHE(N) ABEND! Dem Meister blieb nichts erspart: Goetheparodien“. Mit viel Charme und Humor brachten uns die Darsteller den in der Weltliteratur hoch angesehenen Goethe als Mensch mit all seinen Facetten und durchaus brisanten Lebensverhältnissen näher. Das sorgte für viele amüsante und witzige Momente. Parodiert wurden unter anderem Werke wie Faust I & II, Die Leiden des jungen Werther sowie Gedichte wie Der Erlkönig oder Das Göttliche.
Doch nicht nur die Schauspieler überzeugten. Bei einer humorvollen Vortragsweise des Erlkönigs konnten sich neben dem Publikum – das Pferd und Wind darstellte – auch einer unserer Schüler als Vater auf der Bühne einbringen und sorgte so für den einen oder anderen Lacher.
Im Anschluss an die Vorstellung begaben wir uns gemeinsam zurück zum Hostel und ließen den Abend in entspannter Atmosphäre ausklingen. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals ganz herzlich beim Förderverein bedanken, der uns diesen Theaterbesuch ermöglicht hat.
Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, machten wir uns auf den Weg zu Goethes Wohnhaus. Dort angekommen, erhielten unsere beiden Leistungskurse jeweils eine separate Führung durch das Goethe-Nationalmuseum – eine auf Goethe zugeschnittene, kleine, aber feine Ausstellung, die unter anderem auch sein breites, jedoch nicht allgemein bekanntes naturwissenschaftliches Interesse abbildete. Im Anschluss konnten wir das Wohnhaus mit einem Audioguide selbstständig erkunden.
Es folgte eine Pause bis zum nächsten Programmpunkt, in der wir uns in Kleingruppen aufteilten: Einige suchten sich in der Altstadt ein Restaurant, andere nutzten die Gelegenheit, Weimar wie einst die Fürsten oder gar Goethe selbst per Kutsche zu durchfahren und die Altstadtkulisse zu genießen.
Anschließend fanden wir uns rechtzeitig in der Nähe des Marktplatzes wieder ein, um vor dem nächsten Programmpunkt das obligatorische Gruppenfoto am berühmten Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater zu machen.
Der folgende Programmpunkt umfasste einen Besuch des nahegelegenen Wohnhauses von Schiller. Nach einer kurzen Einführung erhielten wir eine Führung mit vielen neuen und für uns bisher unbekannten Informationen aus Schillers Privatleben. Wir konnten dabei unser im Unterricht erworbenes Fachwissen gezielt anwenden und aktiv zur Führung beitragen.
Nach diesem kulturellen und inhaltsreichen Programm hätte man annehmen können, dass wir genug von Weimars historischen Stätten gehabt hätten. Aber – wie es so schön heißt – hätte, hätte, Fahrradkette. Niemand wollte sich den eindrucksvollen Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek entgehen lassen.

Eine weitere Besonderheit war der vorherige Besuch des unterhalb der Bibliothek gelegenen großen Bücherarchivs Weimars, in dem derzeit etwa 1,2 Millionen Bücher konserviert und archiviert werden.
Danach ging es direkt in den Rokokosaal, und so schlurften wir wenig später in grauen Pantoffeln – zum Schutz des antiken Parketts – staunend zwischen Gemälden, Büsten und historischen Büchern umher.
Ab 16:30 Uhr hatten wir dann den restlichen Tag zur freien Verfügung: Wir konnten durch die Stadt schlendern, Souvenirs kaufen, bummeln oder durch den Stadtpark spazieren. Alternativ ließen wir uns ein letztes Mal die Thüringer Küche mit ihren namhaften Spezialitäten schmecken.
Am Freitag hieß es dann: Koffer packen. Doch bevor diese eindrucksvolle und lang ersehnte Reise endete, stand noch ein besonders bedeutender Besuch an – die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald.
Ein eindringlicher Informationsfilm verdeutlichte uns die Hintergründe und den grausamen Alltag im KZ und brachte uns die bewegende Geschichte dieses Ortes näher. Anschließend besichtigten wir selbstständig das Gelände. Auch wenn viele Gebäude – wie die Baracken – nicht mehr erhalten sind, reichten der Audioguide und unsere Vorstellungskraft aus, um uns das schiere Grauen dieses Ortes vor Augen zu führen. Besonders der Gang durch das Krematorium hinterließ bleibenden Eindruck.
Am Ende des Rundgangs versammelten wir uns an einem Denkmal für alle Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald: eine in den Boden eingelassene Metallplatte mit den Namen von über 50 Nationen und Opfergruppen. Wir wurden aufgefordert, die Schrift zu berühren – sie war warm. Schnell wurde uns klar, dass sie auf 37 Grad beheizt ist: menschliche Körpertemperatur.
Diese Fahrt hinterließ zweierlei Eindrücke: Einerseits die Weimarer Klassik – Kulturstadt, Goethe und Schiller, Dichter und Denker, Kunst und Literatur. Andererseits die Schattenseite deutscher Geschichte in Form der grausamsten Entmenschlichung durch Täter und Helfer.
An keinem anderen Ort haben wir auf so engem Raum beide Seiten der deutschen Geschichte so intensiv erlebt: hier Klassik, dort das Grauen des Nationalsozialismus. Und es wurde deutlich, dass die Einwohner Weimars wussten, was unweit ihrer Stadt geschah – und dennoch aktiv wegschauten oder verdrängten. Nie wieder wegschauen bei Hass und Leid! – das ist die Botschaft, die uns allen klar vermittelt wurde.
Unsere Lehrerinnen wussten, dass diese Eindrücke sehr belastend sein können. Um uns nicht mit all den negativen Gedanken allein zu lassen, machten wir daher noch einen Halt in der Landeshauptstadt Erfurt. Nach dem Besuch des berühmten Erfurter Doms und der Krämerbrücke hatten wir noch Gelegenheit, gemeinsam Mittag zu essen, bevor wir nach drei eindrucksvollen und ereignisreichen Tagen die Heimreise antraten.